Wie kann man noch man selbst sein in Corona-Zeiten – bzw. kann man das überhaupt? Es scheint beinahe unmöglich, wenn man fast alles, was einen vorher aus- und einem Spass gemacht hat, nicht mehr tun kann. Aber ist das eigentlich wirklich so? Ein paar Gedanken und Tipps dazu…
Lockdown-Lebensmotto „Resignation“
Neulich fiel mir eine alte Freundin ein, zu der ich lange keinen Kontakt mehr hatte, und ich überlegte, was ich ihr wohl sagen würde auf die Frage, wie es mir gehe. Spontan fiel mir dazu diese, in einer Mischung aus leicht resigniertem, leicht zynischem, aber auch beiläufigem altersmildem, weisem Tonfall vorgetragene Antwort ein:
„Ach, weißt du, seitdem ich meine sämtlichen Ambitionen,
Wünsche und Träume begraben habe, geht es mir eigentlich erstaunlich gut.“
Weise oder traurig – oder vielleicht sogar traurig weise?
Zuerst amüsierte mich meine eigene Antwort, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr erschreckte sie mich. Ich bemerkte, dass ich tatsächlich darüber nachdachte, diese Antwort als valide Option für mein Lebensmotto anzunehmen. Alarmierend. Denn wer so etwas sagt, hat sich aufgegeben, oder nicht?
Aber liegt darin nicht doch etwas Weises, Buddhistisches?
- Sich dem Gegebenen fügen, das man nicht ändern kann?
- Mit dem Strom des Lebens schwimmen, bzw. sich von ihm treiben zu lassen?
Denn in der jetzigen Zeit scheint immer weniger der eigenen Kontrolle zu unterliegen. Immer mehr kommt von außen, das einen in seiner persönlichen Entfaltungsfreiheit und der Wahl an Lebensoptionen einschränkt. Die Zukunft erscheint unvorhersehbar, also unplanbar geworden zu sein. Keiner weiss, wie es weitergeht mit Gesundheit, Wirtschaft und Weltfrieden.
Funktionieren im Lockdown-Alltag als neuer Lebensinhalt?
Mit kleinen Kindern, Brotjob und ohne Spülmaschine in Zeiten eines Lockdowns kann man eigentlich jegliche Ambitionen begraben, die nicht der reinen Alltagsbewältigung dienen, oder?
Ist es da nicht wirklich das Vernünftigste, einfach im Jetzt zu leben, Tag für Tag zu nehmen, was kommt, seine täglichen Alltagspflichten abzuarbeiten, sich über Kleinigkeiten zu freuen und nichts Größeres mehr zu wollen und zu planen? Wäre nicht alles andere im Moment eine völlig unnötige Anstrengung?
Obwohl es ja nicht einmal mehr um größere Dinge geht, sondern schon um kleine, zwischenmenschliche, die nicht einmal etwas kosten, wie, einfach mal wieder Freunde zu treffen und mit ihnen unbeschwert zu lachen.
Schwer zu sagen. Ich bin bis jetzt immer noch zu keinem Schluss gekommen. Die Schwierigkeit ist wahrscheinlich, zu entscheiden, ob es sich wirklich um gegebene Umstände handelt, in denen man nicht mehr frei agieren kann und sich besser einfach nur die Aufrechterhaltung seines geordneten Lebensablaufs zum Lebensinn und -inhalt macht – oder ob das nicht so ist und man mit dieser Haltung zu früh resigniert. Ob man sich aus Bequemlichkeit mit dieser Einstellung in eine unangebrachte Opferrolle begibt. Ja, ob man die (innere Not-) Lage damit sogar noch verschlimmert.
Dazu fallen mir ein paar „Sprüche“ ein:
Das Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr:
„Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Und der Spruch:
„Wer wenig vom Leben erwartet, bekommt auch nur wenig.“
Im Gegensatz dazu:
„Wer wenig erwartet, wird auch nicht enttäuscht.“
…alles auch keine wirkliche Hilfe.
Klar, Selbstdefinition über innere Werte, aber…
Man sollte sich natürlich nicht nur über das Aussen definieren, also über Dinge die man tut oder erlebt, sondern über innere Werte und Einstellungen, aber wenn im Alltag nicht einmal mehr irgendein Gegenüber da ist, mit dem ein Austausch von Angesicht zu Angesicht möglich ist, oder von dem sinnvolles Feedback kommt, dann wird es schon etwas schwierig mit der Definition seines Selbst.
Tiefkühlpizza als Highlight der Woche
Jedenfalls scheint mir momentan jede Aktivität außerhalb der eigenen vier Wände und abgesehen von Arbeit, Kinderbetreuung und häuslichen Pflichten, fast immer ein kaum zu bewältigender Kraftakt zu sein.
Das Highlight meiner Wochen sind Netflix-Serien in Kombination mit gepimpter Tiefkühlpizza und Schokolade.
Zeit oder Energie für Sport, Spaziergänge, gesunde Ernährung, Anrufe bei Freunden, Kreativität, dem Nachgehen eigener Interessen, oder überhaupt nur dem Träumen von einer besseren Zukunft, ist gerade nicht vorhanden.
Nein, das kann einfach nicht gut sein, vor allem nicht gesund, und kann nicht so weitergehen, beschließe ich gerade.
So geht es nicht weiter
Ich habe also entschieden, auch wenn ich im Moment gerade nicht allzu viel ändern kann, mein Leben wieder etwas mehr selber zu gestalten und an einer besseren Zukunft für mich zu arbeiten. Ob sie denn eintreten wird oder nicht – das Planen alleine lässt ja schon das Ende des Tunnels etwas näher rücken. Ich werde aufhören, von vornherein zu glauben, dass ich etwas nicht erreichen oder schaffen kann oder es nichts für mich ist, sondern nur für andere, die irgendwie anders, respektive besser oder in einer besseren Situation sind. Der Lockdown darf nicht mehr als Bequemlichkeitsfaktor und Sündenbock dienen. Es muss alles gerade nur schnell nebenbei ohne großen Zeitaufwand machbar sein, oder sich in den Tagesablauf ohne Probleme integrieren lassen.
1. In mich gehen und überlegen, was ich eigentlich will oder mal wollte und was vielleicht in näherer Zukunft tatsächlich eine Option wäre. Alles aufschreiben.
2. Nicht nur träumen und denken, „Ach, das wird ja eh nichts!“, sondern anfangen zu recherchieren und sich zu informieren – ein paar Minuten dafür zwischendurch finden sich vielleicht tatsächlich, die man sonst mit deprimierenden Nachrichten aus der Welt am Handy verbracht hätte:
- Wo und wie könnte ich es kaufen/mieten/lernen/tun?
- Wie teuer wäre es?
- Wie könnte ich es finanzieren? Könnte ich tauschen (Gegenstände, Dienstleitungen, Rat etc.)?
- Auf welchen Internetseiten finde ich Information/Hilfe/Angebote?
- Wer von meinen Bekannten könnte mir helfen?
- Wo finde ich Gleichgesinnte oder Leute, die mir helfen oder mich unterstützen könnten?
- Was für einen zeitlichen Aufwand würde es bedeuten?
- Wie schnell wäre es erreichbar/umsetzbar?
Und dann noch mehr theoretische Fragen, um mentale Hürden zu entlarven, wie:
- Wie würde es gehen, wenn es einfach wäre?
- Oder: Was hindert mich daran?
- Etc.
Wenn man sich solche Fragen beantwortet hat, besitzt man das Gerüst eines Aktionsplans und Wünsche und Träume fühlen sich schon eine Ecke erfüllbarer und erreichbarer an.
3. Online ein paar Weichen stellen (für die Zeit nach dem Lockdown):
Es ist erstaunlich, was man heutzutage alles online erledigen kann.
Man kann sich schon mal auf entsprechenden Foren, Lernplattformen, Einkaufsplattformen oder Online-Kennenlern-Börsen anmelden, um dann, wenn die Situation sich bessert, im realen Leben etwas draus zu machen.
Man kann sich Infos zusammensuchen und z.B. entsprechende Kanäle auf Youtube abonnieren, sich Playlists erstellen für Situationen, in denen man kurz Zeit hat, Podcasts suchen und nebenbei hören, Online-Kurse raussuchen, Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen finden (vielleicht sind sie derzeit sogar online aktiv) oder Leute kontaktieren, die einem Unterstützung und Rat geben können. Man kann sich Dinge online bestellen, Bankkonten eröffnen oder sein Geld anlegen. Man kann Reisen planen oder Bauanleitungen besorgen. Und so weiter…
4. Kleine Dinge im Alltag ändern, die langfristig etwas ausmachen:
Zum Beispiel könnte man längerfristig versuchen, seine Gesundheit zu verbessern: soweit wie möglich Zucker weglassen, vielleicht sogar das Geld, was man für Süßes ausgegeben hätte, zur Seite legen und sparen, womöglich eine kleine Fastenkur einlegen (das spart sogar Zeit); beim Zähneputzen Kniebeugen machen; mit dem Buggy zur Kitaund zurück joggen, statt die Öffentlichen oder schnell das Rad zu nehmen. Oder bei der Hausarbeit regelmäßig Podcasts oder Hörbücher hören zu Themen, die einen interessieren (s.o.); sich theoretisch einen neuen Look verpassen; seine Wohnung Tag für Tag und Stück für Stück sozusagen nebenbei ausmisten, verschönern und einiges mehr.
5. Versuchen, sich gewisse förderliche Denkgewohnheiten anzueignen:
Sich hauptsächlich auf das Positive konzentrieren und auf das, für was man dankbar ist, und vor dem Schlafen 10 Min meditieren. Nach konkreten Lösungen suchen, statt Probleme zu wälzen.
Es gibt immer schon eine Lösung –
man muss sie nur finden
Es gibt heutzutage eigentlich immer jemanden, der schon ähnliche Hürden im Leben zu nehmen hatte, wie man selber, und der darüber im Internet schreibt, wie er sie gemeistert hat – der viel Info und vielleicht sogar schon „Fertiglösungen“ anbietet.
Ob man etwas ändern kann, hängt meiner Ansicht nach hauptsächlich mit diesen Faktoren zusammen:
• Was man sich erlaubt.
• Was man sich zutraut.
• Dass man das Leben voller Möglichkeiten sieht, die man austesten darf, nicht voller Probleme und Hindernisse.
• Dass man keine Angst vor Bewertung und Fehlern hat und es alles mit Freude und Energie als Herausforderung, Spiel und Lernprozess angeht – ein bisschen nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“
• Beharrlichkeit und Geduld (vor allem mit sich selber)
In diesem Sinne: Immerhin auf ein gutes Leben, wenn es „wieder losgeht“. Es mag naiv sein, aber ich glaube fest daran. Da bin ich gerne naiv – so lange es möglich ist.
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